Das russische Nordkap

Wir verlassen Murmansk noch einmal in Richtung Kolo-Halbinsel, dieses Mal zieht es uns nordöstlich nach Teriberka an der Barentssee. Die Straße, die uns dort hin führt ist bestens ausgebaut, wir sind verwundert über den guten Zustand des Asphalts und über das moderne Erscheinungsbild der Straße. Easy geht es so gut voran, als es nach einiger Zeit links an einem Schild, das auf Teriberka hinweist, auf eine Piste geht. Es geht nun 35 km auf gut fahrbaren Wellblech immer gerade aus. Uns fällt auf, dass sich die Landschaft stark verändert hat. Bislang nur Tundra, nun wird es vegetationslos und arktischer. Links und rechts sehen wir sanfte Hügellandschaften, es wird schroffer, es wird sozusagen „fjordiger“. Die Abwechslung tut unseren Augen und Köpfen gut. Wie es wohl in Norwegen aussehen wird. 

 

Das Ende der Welt ist erreicht als wir in Teriberka eintreffen. Wir sind verdutzt als wir in den Ort fahren, nur wenig Menschen sind unterwegs, alles ist irgendwie total zerfallen, die Häuser erscheinen uns wie lost places, von Rost zerfressene Autos stehen herum, zerfallene Boote und mitten drin ragt plötzlich ein überdimensionierter Wohnwagen aus Holz hervor, der vermutlich als Hotel dient. Sehr originelle Idee, die mir gefällt, aber auch etwas grotesk auf uns wirkt. Wir fahren herum und fragen mehrmals erfolglos nach einem Standplatz im Ort. Leider versteht uns keiner. Wir fahren noch etwas im Ort herum und entdecken plötzlich 3 junge Frauen, die Staffeleien aufgestellt haben. Als wir sie ansprechen finden wir heraus, dass sie Design Studentinnen aus Moskau sind und in Teriberka auf Exkursion sind. Sie sprechen sehr gut Englisch und geben uns den Tipp zum Strand zu fahren, dort könnte man campen. Wir sind dankbar für den Tipp und finden tatsächlich einen wunderschönen Standplatz am Strand. Robbie fühlt sich auf Anhieb wohl im Sand und wir sind glücklich. Wir lassen den Abend gemütlich am Grill ausklingen und gehen früh zu Bett. 

 

Als wir am nächsten Tag aufwachen ist es kühl, offensichtlich hat es auch geregnet, wir beschließen in Richtung norwegische Grenze aufzubrechen und machen Robbie fahrbereit, stoppen aber nochmal im Ort an einem Cafe, wo wir ein kleines Frühstück bekommen. Wir verweilen noch etwas, da es Wlan hat als plötzlich die Sonne rauskommt und sich der blaue Himmel wieder zeigt. Peter schlägt vor noch eine kleine Offroad Runde durch die Region zu drehen, er würde auch noch mal gerne zur Küste fahren, um Wale zu suchen. Ich bin gleich einverstanden und wir beschließen in Teriberka zu bleiben, wenn das Wetter hält. 

 

 

Den Tag verbringen wir offroad fahrend und auch wandernd. Wir entdecken einen wunderschönen Küstenabschnitt auf der hinteren Seite einer Anhöhe, die wir allerdings steil hoch steigen müssen und uns gut, aber nur kurz ins Schwitzen bringt. Als wir oben ankommen sehen wir eine wunderschöne Fjordlandschaft und ich bekomme immer mehr Lust auf Norwegen und auch auf das Nordkap als finaler Endpunkt und Startpunkt zugleich. Wir beschließen noch zur Küste runter zu laufen in der Hoffnung Belugas zu sehen, wir haben Glück und die Fische sagen tatsächlich hallo. Herrlich, schon in Südafrika hatten wir Glück Finnwale zu sehen. Über einen ausgedehnten Wanderweg kehren wir zurück zum Auto und fahren nachdem wir im Ort unsere Lebensmittel aufgefüllt haben wieder zurück an unseren Strand und finden tatsächlich unseren Standplatz noch unbesetzt.