Hundstage und afrikanisches Wirrwar

Die Tage in Marakesch sind Hundstage, es regnet in Strömen und es ist kalt, wir verbringen wieder mal 2 Tage im Auto, gemütlich und mit lustigen Kniffelrunden schlagen wir die Zeit tot. Erst am dritten Tag öffnet der Himmel sein Tor für die Sonne und wir fahren mit dem Stadtbus für unschlagbare 80 cent zum Jaamal el Fna, dem Herzen der Stadt. Der Campingplatzbetreiber bietet uns zwar auch einen Transfer mit seinem Bus an, aber wir bleiben beim Stadtbus der Locals, der von der Straße abfährt. So begeben wir uns zu Fuß durch den kleinen Vorort an dem der Campingplatz liegt. Marrokanisches Leben pur, die Häuser sind einfach und die Einheimischen sitzen vor Ihren Häusern. In Deutschland würden gewisse Menschen sicherlich Angst bekommen und diesen Wohnort eher als Brennpunkt oder gar Flüchtlingssiedlung bezeichnen. Hier ist es nur eins der vielen einfachen Wohngebiete der Arbeiter, Händler, Bauern....hier wohnen nicht die Stars und auch handelt es sich nicht um die schicken Vororte von Marakesch. Die Menschen winken uns freundlich zu, die Kinder lachen, hier wechselt man nicht die Straßenseite und auch wird man hier nicht überfallen nur weil man weiß oder als Tourist zu erkennen ist. Die Menschen leben ihr Lebens einfach weiter, während wir durch ihr Wohngebiet laufen. An der Straße angekommen stellen Peter und ich uns wie die anderen Locals in die staubige Busnische, ich frage noch eine Frau, ob hier der Bus nach Marakesch geht, sie bestätigt freundlich in Arabisch. Alles perfekt, geht doch, gewisse Floskeln verstehe ich mittlerweile. Wir steigen ein und am Busbahnhof in Marakesch aus. Die Stadt wuselt gewaltig, ein Wirtwar aus Stimmen, Hupen, Autos, Taxis, Mopeds, Handkarren empfängt uns. Ich freue mich wie ein kleines Kind, das ist Afrika, chaotisch, etwas unorganisiert, authentisch, nicht steril wie in Deutschland. Wir tauchen ein in den untouristischen Teil der Medina. Ich sehe Metzger, Bäcker, allerlei kleine Geschäfte, die Bedarf des täglichen Lebens verkaufen, aber keine Souvenirshops. Plötzlich stehen wir auf dem berühmten El Fna Platz. Hier ist Leben, je später es wird desto lauter wird er. Rund um den Platz gehen die Sovenirsoukstraßen ab. Man findet dort viele schöne marrokanische Waren, aber auch viel Töt aus China. Peter ist etwas enttäuscht, da er bereits vor 20 Jahren bereits in Marakesch war, er bemängelt, dass es früher bunter war, heute doch die Stände zu organisiert seien. Aber unterm Strich sind wir beide begeistert. Am späteren Nachmittag besichtigen wir noch eine schöne alte Palastanlage und schlendern wieder zurück zum El Fna und werden immer aktiver von den Händlern und Standbesitzern angesprochen. Aber stets nett und höflich, Aggressivität ist nicht zu spüren, auch die berüchtigten Schlepper fehlen gänzlich. Peter meint, dies sei vor 20 Jahren ganz anders gewesen, dort hätte man die Touristen schon vor den Stadttoren regelrecht belästigt. Nein, auch hier scheint man es verstanden zu haben, und Marakesch hinterlässt bei mir einen positiven und quirligen Eindruck. Der Verkehr ist  afrikanisch verrückt, als wir ins Taxi zurück zum Campingplatz steigen wollen prügeln sich die Fahrer um uns, ich kann meinen Lachkrampf nicht zurückhalten als wir auf der Rückbank sitzen. Unserer Chauffeur, der uns für 120 DH fährt, hatte wohl sehr den Unmut seiner Kollegen auf sich gezogen, die 250 DH von uns haben wollten. Er bleibt gelassen, ist freundlich zu uns und weist seine Kollegen in arabisch in die Schranken als er losfährt, als es plötzlich rumpst. Ein kleiner Transporter hat uns an der Seite touchiert. Unser Fahrer bleibt gelassen steigt aus, entschuldigt  sich bei uns, dass er kurz noch mal nachsehen muss. Ein kurzer Wortwechsel mit dem Fahrer des Transporters und schon geht es weiter. Die Kreuzung ist mittlerweile durch das kurze Gehackel total verstopft, ich grinse und er lacht und sagt vergnügt, this is Africa. Wir setzen gelassen unseren Weg fort, er fährt afrikanisch forsch, aber in meinen Augen noch ordentlich. Innerlich lache ich noch, dies sind die Momente, die ich so an Afrika liebe. Es darf auch mal was kaputt gehen, was dann wieder geflickt wird, klasse diese Mentalität. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn dies in München passiert wäre. Wir treffen später noch auf deutsche Wohnmobilfahrer, die uns erzählen, dass sie ihre Fahrzeuge nicht an den Straßenrand stellen, da die Marokkaner einen Spiegel abfahren könnten. Ich kann das nicht wirklich verstehen, Robbie steht überall und auch mit voller Beladung, auch in der Nacht an der Straße, da wir den überall anzutreffenden Parkplatzwächter vertrauen. Unsere Devise ist ein nettes Gespräch, etwas Geld fürs Aufpassen und eine kurzes Lob auf Marokko, dann ist Freundschaft schnell geschlossen und er hat ein gutes Auge für unsere Robbie, die eh bei den Locals sehr gut ankommt und hier liebevoll Kat-Kat genannt wird, was eigentlich Lasten esel bedeutet.Noch nie hatten wir Probleme und kleinere Macken wären auch nicht das Problem, solange sie fahrbereit bleibt, ist für uns drei alles ok. Als wir am Campingplatz ankommen verbringen den Abend ruhig, da wir uns am nächsten Tag nach Agadir aufmachen wollen. Als wir am nächsten Morgen abfahren treffen wir noch auf Camilla und Peter, ein sehr sympathisches Reisepaar mit Ihrem Hund, die auch im Defender unterwegs sind. Es entwickelt sich schnell ein nettes Gespräch über die Autos und über das Reisen allgemein. Die Zwei sind open end unterwegs und haben auch wie wir alles aufgegeben, um eine Zeit lang als Nomaden umherzuziehen. Wir taschen noch Facebook Kontakt aus und unsere Blogs und schon sind sie auf dem Weg nach Norden und wir in den Westen. Eigentlich viel zu kurz das Treffen finden wir, aber so ist das manchmal und ich verabschiede mich mit dem Satz, wir sehen uns wieder irgendwo auf den Straßen dieser Welt. So sitzen wir auch irgendwann auf und verlassen den schönen Campingplatz in Richtung Agadir. 

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