Erst Influenzia, dann Unwetter, dann Wüste

Ein weiteres Leben im Hubdach war nicht mehr möglich, da ich vor lauter Husten und Krämpfen fast kollabiert wäre. Wir verlassen Chefchouen fluchartig bei 11 Grad und Dauerregen. Robbie ist von innen pottnass und wir sind gesundheitlich fast am Ende als wir vom Campingplatz runter fahren. Wir wollen in Richtung Meknes, da dort das Wetter besser sein soll. Im Internet habe ich mich schon über das örtliche Krankenhaus schlau gemacht, für den Notfall. Am Tag der Abfahrt geht es Peter etwas besser als mir, ich huste die ganze Fahrt über sehr schwer und es strengt mich bis zum Bersten an. Immer wieder muss Peter Robbie an der Seite anhalten, da ich schwere Asthmaanfälle bekomme. Ich kann mich kaum beruhigen, da ich völlig fertig und auch verzweifelt bin und panisch in Atemnot gerate. Ich zittere und weine immer wieder. Erst nach einer guten Zeit werde ich ruhiger und die Anfälle lassen nach. Wir halten an einem Truckstop und beschließen für zwei Tage ins Ryad zu gehen. Dies sind in Marokko kleine Hotels bzw. Gasthöfe im traditionellen Stil, die oft in der Medina gelegen sind. Es gibt sie in jeder Kategorie und Größe. Ich google und finde das Ryad Bahia mitten in der Medina von Meknes. Gar nicht mal teuer und es ist beschlossene Sache dieses Haus aufzusuchen. Als wir in Meknes ankommen ist Markttag, es wuselt auf den Straßen als gäbs kein Morgen, Autos fahren kreuz und quer. Wir fahren rein und Peter jagt Robbie durch die engen Vorstraßen der Medina. Er sagt noch, solange eine Landybreite reinpasst, darf Robbie mitspielen. Die Leute gucken belustigt als wir unsere schwarze Gefährtin so durch die Gassen fahren, immer wieder bekommen wir den Daumen hoch und positive Reaktionen erreichen uns. Vermutlich würde man uns in Deutschland in die Autotür treten, wenn wir mit nem Geländewagen durch engste Gassen kämen. Aber hier ist alles anders. Die Leute scheinen extrem entspannt zu sein und kümmern sich um ihre eigenen Dinge und stören sich weniger an einem Wüstengefährt. Es ist uns schon aufgefallen, dass ein Landy auch bei den Marokkanern zum guten Ton gehört. Wir sehen u.a. Polizeidefender und Knastdefender, Defender in jeglicher Variante und Farbe. Wir jubeln immer wieder belustigt auf, wenn wir einen sehen und auch hier kennt man den Landygruß, mit dem sich Defenderfahrer weltweit grüßen.

 

Wir lassen Robbie auf einem öffentlichen Parkplatz ruhen und der Parkwächter signalisiert uns, dass sie hier sicher steht, auch overnight. Wir zahlen und ich lasse meinen Blick über den Platz streifen und entdecke auch noch Womos, die dort abgestellt sind. Wird schon passen und ich vertraue, in der Hoffnung, dass es tatsächlich gut geht. In Deutschland würde ich Robbie definitiv nie so allein stehen lassen. Am Parkplatz treffen wir unter anderem noch auf einen älteren Mann, der uns anbietet für einen 10er durch die Medina zu führen. Peter geht auf sein Angebot ein und wir vereinbaren eine kleine Tour für den nächsten Tag, wohl wissentlich, dass er uns auch in Läden führen wird, was für uns aber ok ist, da wir darauf vorbereitet sind.

 

Am nächsten Tag treffen wir unseren Guide vor dem Ryad wieder, er spricht Deutsch und wir starten die Tour durch die Gassen. Er erzählt uns Dinge über die Medina, über das Leben in der Medina heute und früher. Ich frage ihn einige Dinge über den König und über den Islam und wir erfahren, dass König Mohammed der 6. sehr beliebt ist und viel Demokratie und Offenheit für das Land gebracht hat. So schlendern wir redend durch die Gassen und wir dürfen sogar eine Koranschule während des Unterrichts besuchen. Obligatorisch werden wir durch einen Schmuckladen, Teppichladen und zu einer Berber-Apotheke geführt. Wir unterhalten uns mit den Besitzern, sie zeigen uns ihre Waren und es entwickeln sich wirklich schöne Gespräche und wir erfahren weitere Hintergründe wie die Menschen hier so leben. Alle drei Geschäfte sind wirklich schön und haben tolle Waren. In der Berber-Apotheke kaufe ich noch ein paar nützliche Naturmedikamente. 

 

Sicherlich zahle ich etwas mehr, da alle etwas mitverdienen sollen, aber die Dienstleistung ist so ok für mich, da der Guide uns sehr viele interessante Dinge erzählt hat, er immer auf Fragen eingegangen ist, uns auch den Wunsch eines Besuchs einer Koranschule erfüllt hat, die Apotheke von einer Frauenkooperation geführt wurde und wir nie gedrängt wurden. Alles war ordentlich. Die Menschen verdienen halt so ihr Geld und ich auch meinen Spaß daran hatte. 

 

Meknes ist die ruhigere der 4 Königsstädte: Casablanca, Fes und Marakesch. Vom Teppich-Berber erfahren wir, dass die Menschen in Meknes auf mehr Tourismus hoffen. Zwar verlieren sich hin und wieder ein paar Reisende hier, aber die meisten würden die Stadt streifen und weiter ins nahe gelegene Fes fahren. Man tut der Stadt aber Unrecht, wenn man sie nur so streift. Meknes hat sehr schöne und auch viel günstigere Unterkünfte als Fes, auch die Medina ist herrlich wuselig und sehenswert. Vor allem befindet sich in Meknes das schönste Stadttor Marokkos. Er bittet uns viel Werbung für seine Stadt zu machen, da wir die sozialen Medien nutzen und Informationen viel leichter und ungefiltert weitergeben können. Wir beschließen Fes mit dem Zug zu besuchen. 

 

Als am Nachmittag die Tour endet sind wir fertig, Peter geht es an diesem Tag zunehmend schlechter, er hustet wieder sehr stark und wir beschließen und etwas hinzulegen. Am frühen Abend besuchen wir Robbie, entlocken ihr noch ein paar Gegenstände, die wir vergessen hatten und wandern in einer ausgedehnten Schleife zurück zum Ryad Bahia. Nach einem leckeren Abendessen verschwinden wir wieder zeitig im Bett in der Hoffnung, dass sich der elende Husten doch bald legt, da wir zum Wochenende in Richtung Wüste aufbrechen wollen. Wir lesen im Internet, dass es sonnig und trocken sein soll. Hoffnung kommt auf, obwohl wir uns gesundheitlich alles andere als gut fühlen....wir werden also noch etwas mit angezogener Handbremse reisen ...stay tuned with us.

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