Unterwegs im Nirgendwo und im Gegenverkehr

20.1.2019 Auf der Fahrt in die Hauptstadt Nouakchott finden wir über Ioverlander ein wunderbar abgelegenes Wildcamp in den Dünen und bekommen in der Nacht Besuch von Männern in einem Toyota. Zunächst bin ich erst reckt und denke, dass es die Polizei ist. Dann aber erkenne ich dass es ein Abschleppwagen ist und dass sich darin zwei Männer befinden. Wir gehen auf sie zu als der Wagen näher kommt. Als sie anhalten begrüßt uns der Fahrer freundlich im perfekten Englisch und entschuldigt sich zigmal, er habe extra ein Stück vorher angehalten, um uns nicht zu erschrecken. Er sei von der Bergbaugesellschaft, die in der Nähe eine Miene betreibt, sie wären hier um die Pumpen zu überprüfen, in der Tat hatten wir kleine Pumpstationen auf der Fahrt in die Dünen gesehen. Als wir näher ins Gespräch kommen, erzählt er über seine Firma und auch über die nahe gelegene Goldmiene. Die Gegend gehöre der Firma, aber es sei gar kein Problem für sie hier zu übernachten. Desolateren würden sie Reisende hinter den Dünen antreffen, wenn sie in der Nacht ihre Runde fahren. Es sein auch sicher hier, wir sollten uns keine Sorgen machen. Wieder entschuldigt er sich, dass er uns erschreckt hat. Wir sind wieder mal überwältigst von der Freundlichkeit der Mauretanier. Am nächsten Morgen beschließen wir in Richtung Nationalpark und im Camp Iwik zu übernachten. Wir stoppen noch kurz am Visitor Center, der eigentlich kein Visitor Center ist, da sehr versandet und verfallen. Dort versucht ein lustiger Kerl uns einen Bären aufzubinden, dass wir Iwik nur mit Guide finden können und man die Piste im Sand schlecht fahren kann. Der selbst ernannte Ranger bietet uns an uns dort gegen eine Gebühr hinzubringen. Wir fallen fast vom Glauben ab, als wir das alte Auto sehen, mit dem er uns den Weg zeigen will. Peter muss schmunzeln und ich bilde mir in dem Moment sogar ein, dass Robbie soeben laut gelacht hat. Wir schütteln beide nur den Kopf und fahren grinsend davon und steuern Robbie auf die Piste, die sich hinter dem Visitor Center befindet.  Die Piste entpuppt sich gut zu fahrende Sandpiste, wir lassen Robbie springen und genießen die schöne Landschaft. Sogar einen Wüstenfuchs bekommen wir vor die Kameralinse und finden Kamelknochen im Sand. Alles erscheint uns sehr bizarr. In Iwik angekommen finden wir ein verfallenes Camp vor, vom Camp kann eigentlich gar keine Rede sein, aber wir zahlen trotzdem die Gebühr für den Park und fürs Camp. In Anbetracht, dass die Menschen hier nur kaum Jobmöglichkeiten haben und definitiv schlechter dran sind als wir, mag ich nicht kleinlich sein. Camp ist Camp und Nationalpark ist Nationalpark, was ich anderswo in der Welt auch zahlen müßte. Zu guter letzt gebe ich dem Platzwart noch einen Blister Aspirin als er mich freundlich darum bittet, da er einen angeschwollenen, schmerzenden Fuß habe, den er mir auch gleich zu Beweis zeigt. Auch hier lasse ich ihn nicht hängen. Am nächsten Tag gehts weiter in Richtung Nouakchott, die Rückfahrt durch den Nationalpark gestaltet sich unproblematisch, wir drehen noch ein paar Extrarunden, um an diversen Vogelbeobachtungsstationen zu verweilen. Zügig kommen wir das letzte Stück auf der Teerstraße in die Hauptstadt. Vieles hatte ich gehört von Nouakchott, keine guten Dinge, die Stadt soll ein Drecksloch sein, der Verkehr unerträglich. Doch wie immer wollen wir uns ein eigenes Bild machen. Stattdessen finden wir eine wuselige afrikanische Stadt vor. Manche würden diese Tatsache gleich als Drecksloch bezeichnen, aber das empfinden wir nicht so. Sicherlich nicht zu vergleichen mit anderen Hauptstädten in der Welt. Uns erscheint Nouakchott sympathisch, wuselig, afrikanisch halt. Auch den Verkehr empfinden wir nicht als abartig. Zar viele alte Karren, aber keine Verkehrsdichte, man hält an roten Ampeln und nicht einmal begegnet man uns rücksichtslos. Der Verkehr fließt eher in langsamer Geschwindigkeit dahin, gefahren wird da, wo Platz ist. Wir nehmen das wörtlich und fahren mitten auf der Hauptkreuzung in den Gegenverkehr, da wir im Marktreiben einfach stecken bleiben und auf unserer Fahrspur nicht weiter kommen. Unbeirrt fährt Peter einfach in den Gegenverkehr, da auch das Navi diese Richtung zeigt. Unsere Fahraktion das völlige Zusammenbrechen des Verkehrs auf der Kreuzung. Einige hupen, dass wir fahren sollen, keine brüllt uns an, wieder andere lachen und zeigen und den Daumen, nach dem Motto „coole Aktion“. Selbst die Polizei hilft uns und hält den Verkehr an, damit wir Robbie in die Spur des Gegenverkehrs bringen können, er zeigt, dass wir aber am Rand fahren sollen. Ich kann mich vor lachen kaum mehr halten. Selbst die Menschen, die neben mir am geöffneten Autofenster stehen lachen und winken freundlich. Ich weiß nicht, was man mit uns in Deutschland gemacht hätte, vermutlich hätte ein Verrückter uns gelüncht. Wir besorgen noch mal Geld und weiter Kopien unserer Fiches. Alles ohne Stress und mit viel Hilfsbereitschaft, so dass auch Nouakchott von uns eine gute Note erhält. Eine Stadt, die man erleben muss.