Hin und Her durch Marokko

Die Tage fließen so dahin, wir lassen es nun ruhiger gehen, da der Abflugtermin nach Deutschland von Agadir immer näher rückt. Wir wollen nicht weiter südlich fahren und fahren von Tata noch eine easy, aber extrem schöne Offroadpiste durch die Berge nach Tafraout zu den blauen Steinen. Wir rollen ruhig, nehmen viele Fotostops mit und gelangen schließlich zu den berühmten blauen Steinen von Tafraout. Das Gebiet ist bekannt fürs wilde Campen. Bereits vor einem Jahr hatten wir hier Halt gemacht, aber nicht übernachtet. Da die Zeit schon leicht vorgerückt ist, aber noch hell genug ist, beschließen wir nochmals einen Abstecher zu den Steinen zu fahren. Auf der Fahrt dorthin diskutieren wir, ob wir evtl. dort übernachten. Ich habe Lust auf Wildstehen, aber wollen den Platz zunächst mal auf uns wirken lassen. Als wir an den Steinen ankommen sind wir alleine und wir beschließen sofort Halt zu machen. Es ist der perfekte Ort, um zu bleiben. Ganze 2 Nächte halten wir es gut aus und genießen die Ruhe. In der Regel ist es voll mit Campern, aber 3 Tage und 2 Nächte treffen und reden wir nur mit einem Local, der uns kurz mit seinem Moped einen Besuch abstattet, um Hallo zu sagen. Wir hängen ab, drehen unsere sogenannten morgendlichen Platzrunden durch die Steine. Nach 3 Tagen schreit es jedoch wieder nach einer Dusche und wir setzten den Weg fort nach Tiznit. Die Stadt ist herrlich quirlig und gefällt uns auf Anhieb gut. Da wir zum Auffüllen der Vorräte da sind, verweilen wir auf dem dortigen lokalen Campingplatz, an welchem wir jedoch kein gutes Haar lassen. Weniger liegt es am Camping oder an den Betreibern, sondern an der Wahl unseres Stadtplatzes und auch das Publikum ist vor allem mir nicht wirklich sympathisch. Leider platzieren wir uns zu nah an den Waschräumen, wo sich auf die Chemieentsorgung befindet. Zu spät bemerkt und zu faul umzupacken muss ich es nun ertragen. Der Gestank bringt mich und meine feine Nase fast um, Peter riecht natürlich weniger als ich. Ich merke wie ich mich da rein steigere und innerlich meiner Wut freien Lauf lasse. Ich verfluche Chemieklos auf Übelste und dies hat auch Auswirkung auf meine Meinung über die Dauercamper, die neben uns stehen. Innerlich suhle ich mich förmlich in meinem Unwohlsein, mein Kopf sagt mir zwar andere Dinge, aber ich folge der Wut meiner Nase. Ich fühle mich belästigt und schiebe aus reiner Bockigkeit bewußt alles auf den Camping und die Nachbarn. Nein, ich komme natürlich nicht auf die Idee den Wagen einfach umzuparken. Als wir den Camping verlassen, muss ich mich über meine Reaktion amüsieren und lange mir an den Kopf. Von Anfang an lag es selbstverständlich ausschließlich an meiner Bockigkeit und an meiner Nase. Noch heute muß ich lachen, wenn ich an Tiznit denke, aber mit neuem Bewusstsein, das nächste Mal den Stellplatz besser zu wählen oder sich nicht der eigenen Faulheit hinzugeben. Wir verlassen Tiznit in Richtung Sidi Rabat, das an der Küste liegt. Über eine schöne Küstenpiste fahren wir immer weiter nordwärts und stoppen für 2 Tage am Camping Wassai Beach. Dort stehen wir direkt an der Küstenlinie und treffen auf Gerd mit seinem Toto, einem erfahrenen Weltenbummler aus Norddeutschland. Wir verstehen und gleich gut und tauschen uns gut aus. Eine lustige Geschichte jagt die nächste, wir haben viel Spaß und bekommen wertvolle Tipps für die Weiterreise. Weiterhin treffen wir noch auf Wilhelm und Christiane, zwei wirklich sehr entspannte und sympathische Womo-Fahrer, mit denen wir uns auch anfreunden und Reiseerlebnisse austauschen. Es ist immer wieder amüsant, welche Leute man so trifft und wir stellen fest, dass wir bis jetzt nur positive Bekanntschaften gemacht haben. Wir ziehen dann auch irgendwann weiter, unser Ziel ist Paradis Nomade, nur noch ein paar Tage vor Abflug. Wir möchten das Auto aufräumen, noch ein paar Dinge erledigen und hoffen auf entspanntes Abhängen und Wandern im Paradise Valley in der Nähe von Agadir. Leider Fehlanzeige als vor vor dem Tor zum Paradise Nomaden stehen, es ist geschlossen, die Betreiben sind in den Ferien. Etwas traurig ziehen wir ab und entscheiden uns in Richtung Terre de Ocean zu flüchten, den wir bereits aus dem vergangenen Jahr kennen Wir erleben nix Wildes, gehen wandern und haben Spaß mit schrulligen und lustigen Dauercampern, die immer wieder am Landy hängen bleiben. Wir sind mit Abstand das kleinste und verrückteste Auto zwischen den großen und modernen Wohnmobilen. Offensichtlich sorgen wir für Abwechslung und werden freundlich behandelt, die Reisekollegen sind neugierig, fragen, ob sie ein Bild oder einen Blick in Robbie werfen können. Aber auch wir bekommen viel zurück an guten und schönen Tipps, um die Region zu erkunden. Wir fühlen uns willkommen und werden, ob wir wollen oder nicht, in die Camperfamilie mit aufgenommen. Unsere Reise nach Norden führt uns schließlich noch über Essauira, ich möchte noch Weihnachtsgeschenke kaufen, bevor wir schlussendlich am 18.12. wieder vor der verschlossenen Tür des Paradis Nomade stehen. Wir sind wieder einen Tag zu früh dran, es ist immer noch geschlossen. Wir lachen und fahren in Richtung Agadir Flughafen raus, in der Nähe habe ich einen Camping entdeckt. Auf der NavigationsApp sehe ich, dass es von dort nicht zu weit zum Flughafen ist. Wir beschließen den letzten Abend dort zu nächtigen, bevor wir Robbie auf dem Langzeitparkplatz in Agadir abstellen werden. Als wir in Takat ankommen werden wir freundlich von der französischen Betreiberin empfangen. Sie spricht sehr gut Englisch und bietet uns an Robbie auf dem Camping zu lassen, während wir nach Deutschland fliegen. Peter und ich schauen uns an und sagen gleich zu, warum nicht und die Fahrt mit dem Taxi zum Airport dauert nur 25 Minuten.  So dümpeln wir unaufgeregt die letzten Tage in Marokko ab bevor wir am 20.12. in den Flieger nach Deutschland steigen. Noch am Morgen als wir uns auf dem Weg zum Airport machen verspüre ich große Unlust auf das ganze Weihnachtsgezackel, ich bin etwas angespannt, da es das erste Weihnachten ohne meinen Vater ist. Aber als der Flieger dann gen Deutschland abhebt ist auch meine Stimmung wieder im Steigflug. Irgendwie freue ich mich auf Familie und Freunde, die bereits unseren Aufenthalt durchgeplant haben.