Offroad in Richtung Erg Chebbie

In Bouldnib füllen wir nochmals unsere Vorräte auf, um uns kurz danach wieder in die Wildnis der Wüste zu verabschieden. Wir sind guter Dinge als wir losfahren, die Route ist zuverlässig im Navi eingegeben und teilweise uns auch bekannt. Wir wollen in Richtung algerische Grenze und dann weiter in Richtung Erg Chebbie/Merzouga. Schon im letzten Jahr hatte es uns dort gut gefallen und wir konnten dort erste offroad-Erfahrungen machen. Die Piste ist super und in großen Abschnitten leicht zu fahren. Auf dem Navi sehen wir, dass wir uns immer mehr der algerischen Grenze nähern. Zunächst habe ich etwas Bedenken, aber Peter beruhigt mich, dass wir genau den Abschnitt fahren, den wir im letzten Jahr mit einem lokalen Guide gefahren sind. Damals waren wir in einem sicheren Abstand von der Grenze entfernt gewesen. Ich mache mir also keine Gedanken mehr und genieße die Landschaft. Immer wieder fahren wir an kleinen Verkaufsständen vorbei, die uns am Pistenrand auffallen. Offensichtlich verkaufen die Wüstenbewohner selbst gebastelte Ketten und Gefäße aus Fossilienstein, den man in diesem Teil der Wüste fast überall findet. Spontan entschließen wir uns zwei Ketten und 2 kleine Schalen mitzunehmen. Gesagt, getan, werfe ich den verlangten Betrag in die aufgestellte Spardose, da die Stände immer unbesetzt sind. So fahren wir gemütlich dahin als es schon dämmert. Auf dem Navi kann ich eine kleine Oase ausmachen, die sich in 7 km befinden soll. Schnell ist der Entschluss gefasst dort Quartier zu beziehen und unser Wildcamp aufzuschlagen. Allerdings machen wir uns etwas Gedanken, dass wir den Grenzanlagen immer näher kommen als wir plötzlich unmittelbar vor dem Schutzwall fahren. Als wir im Navi die Daten vom letzten Jahr vergleichen, sehen wir dass wir eine andere Piste eingeben hatten. So nah an die Grenze waren wir damals nicht gekommen. Wir sehen fast alle 500 Meter einen Militärposten und auch den Graben, der zwischen Marokko und Algerien angelegt wurde. Aus meinen Recherchen weiß ich, dass dieses Gebiet zusätzlich mit Landminen versetzt wurde. Wir machen uns kurz Gedanken, ob wir nicht vom Weg abgekommen sind. Der Navi zeigt aber, dass wir 100 % auf der Strecke sind und ich entdecke im gleichen Moment ein Hinweisschild mit der Piste nach Merzouga. Wir sind also richtig, auf erlaubter Piste, vermuten aber, dass uns das Militär schon längst bemerkt hat. Die Piste wird steiniger und auch wieder schwieriger zu fahren, da wir durch die Blendung der untergehenden Sonne fast nichts mehr sehen können. Wir sind froh als wir in der Oase ankommen und einen herrlichen Standplatz unter Palmen finden. Es ist auch schon fast dunkel als plötzlich ein junger Mann auf uns zukommt. In der Dunkelheit kann ich ihn nicht erkennen, als er näher kommt sehe ich dass er uniformiert ist und ein Funkgerät bei sich trägt. Er begrüßt uns freundlich und fragt uns, ob wir ein Fiche mit unseren Passdaten für ihn hätten und es wäre absolut ok, dass wir hier nächtigen. Ich händige ihm alles aus und schon ist er wieder in die dunkle Nacht verschwunden. Peter und ich grinsen uns an und fühlen uns sicher in der Obhut des Militärs. Die Nacht verläuft wie erwartet sehr ruhig, ich bemerke zwar noch in den frühen Morgenstunden zwei Soldaten am Auto vorbeigehen, vermutlich laufen sie ihre Streife in der Oase, lassen uns aber schlafen. Auch die 4 kleinen Straßenhunde lassen uns in Ruhe als sie uns beim Frühstück überraschen. Wir überlassen ihnen etwas Wurst, werfen aber immer wieder einen Stein in Ihre Richtung, um zu signalisieren, dass wir nicht freundlich sind, sobald sie uns zu nahe kommen. Es klappt wunderbar und sie platzieren sich in einem guten Abstand zu uns, brav wartend auf etwas Essen, was wir ihnen dann auch kurz vor Aufbruch überlassen. Ich denke mir noch, dass man hier draußen zusammenhalten soll. Ob Mensch oder Tier, das Leben in der Wüste ist nicht so einfach. 

 

 

Noch gute 70 km wollen gefahren werden, es geht wieder easy durch ein Flussbett und je näher wir uns dem Erg Chebbi nähern desto sandiger wird es. Peter lässt noch mehr Luft aus den Reifen und so surfen wir mehr oder weniger gekonnt durch die Pisten. Es macht höllisch Spaß, wir feiern uns selbst und nach einer kleiner abschließenden Irrfahrt durch den Sand finden wir schlussendlich zur Straße, die uns direkt zum Campingplatz führt.