Offroad durch die Wüste.

Das Wetter ist super und es war genau die richtige Strategie den Regen abzuwarten. Wir verlassen den Campingplatz in Richtung Süden und zweigen irgendwann von der Asphaltstrasse auf eine Piste ab. Zunächst geht es recht zügig voran, die Piste ist zwar steinig, aber gut zu fahren. Ich drehe sogar ein paar Videos vom Trittbrett und habe mein Spaß. Irgendwann wird es jedoch schwieriger und wir durchqueren immer wieder trockene Flüsse. Der Weg ist nicht wirklich gut und es wird teilweise anstrengend. Durch den Regen sind einige Wegstücke weggerissen und sehr ausgewaschen. Immer wieder müssen wir anhalten und überlegen wie wir die Rinnen anfahren. Einige Male steige ich aus und baue kleine Brücken aus Steinen, damit Peter und Robbie unbescholten durch den Fluß fahren können. Es ist sehr wichtig, dass Fahrer und Beifahrer gut zusammenarbeiten. Peter hat ein gutes Auge, ich weise ihn mit Handzeichen ein. Es klappt gut und wir behalten die Nerven. Leider kommen wir nur sehr langsam voran und die Strecke ist technischer als wir gedacht hatten. An einer größeren Flussdurchquerung ist das Ufer sehr ausgefranst und wir entscheiden uns dafür eine größere Brücke zu bauen und die Sandbleche zu nutzen. Diese hatten wir bereits einige Male eingesetzt. In Russland zur Bergung eines jungen Mannes und auch in Norwegen hatten wir damit einem Womofahrer helfen können und sogar uns selbst aus einen Graben fahren können, in dem wir abgerutscht waren. Nun in der Wüste sollten sie jetzt wieder zum Einsatz kommen. Als wir beginnen Steine und mit der Schaufel Sand aufzuschütten werden wir aus der Ferne von einem Hirten entdeckt, der sogleich auf uns zuläuft und ohne große Aufforderung anfängt uns zu helfen. Er schichtet gekonnt Steine auf und nimmt mir sogar die Bleche aus der Hand, damit ich sie nicht tragen muß. Er lächelt immer wieder und erklärt und etwas auf Arabisch, was wir leider nicht verstehen. Ich bin überwältigt und es funktioniert zu 100 %. Zusammen weisen wir Peter gekonnt über die selbstgebaute Brücke und Robbie kommt so unbeschadet wieder auf den Weg. Als Dank überlassen wir unserem Wüstenfreund ein paar Lebensmittel und setzten die Reise wieder fort. Aber wir finden nicht wirklich den Weg und wieder kommt uns der Hirte zu Hilfe und weist uns den Weg in Richtung Piste. Wir sind dankbar und verabschieden uns lachend und winkend. Eine tolle Erfahrung denke ich mir und wir setzten unseren Weg immer weiter fort. So fahren wir dahin bis wir irgendwann beschließen an einer Hirtenfeuerstelle Quartier zu machen. Der Tag war anstrengend und wir wollen die letzten Sonnenstrahlen genießen. Wir stellen Robbie ab und richten unser Nachtquartier her. Als wir unser Abendessen zubereiten sehen wir in der Ferne ein Motorrad auf uns zukommen, wir sind gespannt wer um diese Zeit noch alleine in der Wüste unterwegs ist. Da wir direkt neben der Piste stehen hält der Reisende an, er begrüßt uns und wir erzählen ihm irgendwie dass wir hier nächtigen werden. Er wünscht und eine gute Nacht und verschwindet dann wieder in die Dunkelheit der Wüste. Wir vermuten, dass er sich hinter dem nächsten Berg auch zur Ruhe gelegt hat. Wer weiß, vielleicht ist er auch in der Nacht durchgefahren. In Afrika leben die Menschen im Hier und Jetzt. Sie denken nicht an Morgen so wie wir Europäer und auch nicht daran „Was wäre wenn“. Das ist eine Lebensweise, die doch irgendwie bewundernswert ist. Wir lassen den Abend mit einem schönen Essen und mit ein paar Drinks gemütlich ausklingen. Am nächsten Morgen ist es sau kalt und die Kälte treibt uns schnell wieder hinters Steuer. Wir stellen fest, dass die Pisten etwas besser fahrbar sind als am ersten tag. Wir können Meter machen und bis zum nächsten Standplatz sind 80 km geschafft, am ersten Tag hatten wir aufgrund der schwierigen Strecke nur gute 20 km fahren können. Die schöne Landschaft zieht an uns vorbei, einige Trockenflüsse überqueren wir sicher und ohne Sandbleche bis wir irgendwann auf eine breitere Piste stoßen. Bis zum Zielort sind es nur noch 50 km. Wir beschließen nochmal eine nacht in der Wüste zu verbringen und folgen der breiten Piste durch eine Canyonlandschaft. Wir sind verwundert und stellen fest, dass man auch hier nach und nach die Gegend erschließen wird. Die Piste auf der wir fahren wurde hergerichtet zur baldigen Asphaltierung. Auf IOverlander wird uns eineEmpfehlung für einen Standplatz angezeigt, aber wir beschließen in die Canyon abseits der Hauptpiste abzubiegen und finden wieder einen wunderschönen Standplatz. Es ist windig und wir richten Robbie mehrmals aus, damit sie gut und gerade stehen kann. Wir gehen früh zu Bett, da es hier oben auf 1600 Meter langsam kalt wird. Am nächsten Morgen werden wir mit Sonne, Windstille und Wärme belohnt. Wir machen langsam, frühstücken ausgiebig und lassen uns Zeit, um viele Fotos zu schießen. Als wir um 11 aufbrechen und an eine Flußquerung ranfahren weigere ich mich den Weg fortzusetzen, zu gefährlich. Die gesamte Böschung ist ausgefranst und bricht 1 m Meter ab. Ich bin beunruhigt und wir beschließen die gut ausgebaute Piste weiter südlich zu fahren. Manchmal muß man auch den Rückzug antreten und wir sind wieder auf der gut ausgebauten Piste. Boudnib ist der Zielort. Wir kommen irgendwann auf die Asphaltstraße und von dort biegen wir wieder auf eine breitere Piste ab und gelangen in einen riesigen Kessel und treffen immer mehr auf Locals, die in der Wüste nach etwas suchen. Nach einer Zeit haben wir herausgefunden, dass sie nach Meteoriten suchen. Es ist interessant und die Piste wird immer enger bis wir vor einem Pass stehen, in der Karte sehe ich den Namen Col de Belassen und denke mir dabei noch nichts als wir uns schon auf der steilen steinigen Auffahrt befinden. Es wird heftig, sogar sehr heftig. Wir kommen oben an und ich hoffe innerlich, dass die Piste sich noch bessert. Leider Fehlanzeige, es geht also nun wieder eine steile, extrem steinige Piste hinunter. Gefühlt waren wir nun Treppen hinab und ich bete, dass wir uns keinen Schaden oder gar Reifenplatzer holen. Vom Beifahrerseite drehe ich noch ein kleines Video mit als ich dann doch irgendwann aussteige, um den Weg in Augenschein zu nehmen. Peter ist konzentriert und bringt Robbie Stück für Stück den Berg hinunter. Ich wundere mich noch, was die zwei so drauf haben und bis erleichtert als es wieder flacher wird. Alles gut gegangen, ich hätte gut zum Schluss der Tour auf diese Einlage verzichten können. Erleichtert und auch etwas stolz fahren wir weiter zum nahe gelegenen Campingplatz Rekkam. Am Abend witzelt ich noch, dass Peter nun den „Großen Offroad“ bestanden hat. Wir lassen den Tag gemütlich und deutlich erleichtert ausklingen.