Es ist noch nicht Zeit für Robbie zu gehen

In Schweden lassen wir die Beine baumeln, wir sind unterwegs nach Stockholm und Kopenhagen. Es wird langsam ruhiger im hohen Norden. In Zentraleuropa gehen die Ferien zu Ende, viele die wir treffen sind bereits auf dem Heimweg. Wir setzen dagegen unseren Weg weiter fort und wollen eher den klimatischen Bedingungen langsam entfliehen, die bald hier oben einziehen werden. Wir nehmen die Autobahn E18 in Richtung Stockholm, es geht erstaunlich gut voran. Wir sind irgendwie zurück in Europa. Keine schmalen Straßen und keine Kurven mehr. Easy zu fahren, aber langweilig, allerdings sind wir gespannt auf ein ganz besonderes Schmankerl. 

 

 

Es soll hier kurz hinter der Grenze einen alten Autofriedhof geben, der versteckt mitten im Wald gelegen ist. Ich habe einiges darüber gelesen und wir fahren durch eine gespenstige Gegend. Eine ganze Weile geht es durch verlassende Gegenden und Wälder. Der perfekte Ort um einen Horrorfilm zu drehen. Kurvig geht es durch den Wald als wir plötzlich zu einer Lichtung kommen und da sehen wir sie auch schon, ich kann einige rostige Kisten durch das Unterholz erkennen. Es werden immer mehr und dann sehe ich ein ganzes Feld voller alter Autos aus vergangenen Zeiten, zu hunderten stehen sie aneinandergereiht und sogar übereinander.

 

Wir stellen Robbie vor einen alten Schuppen ab. Ich denke noch, hoffentlich denkt keiner, dass wir unseren Defender hier her bringen wollen, da Robbie irgendwie zu der Endzeitstimmung passt, die der Autofriedhof versprüht. Nein, es ist noch nicht Zeit für Robbie zu gehen. Ich kontrolliere sogar zwei mal, ob sie abgeschlossen ist, als wir uns auf den Weg machen. Mich beschleicht ein ungutes Gefühl sie hier so stehen zu lassen. Aber Peter und auch ich freuen uns auf das Fotofest. Dieser Ort ist wahrlich ein Paradies für Fotografen und Autofans. Wir dringen immer tiefer in den Wald vor, es gibt regelrecht kleine Pfade, die zwischen den Autos lang führen. So bahne ich mir meinen Weg immer weiter. Es wird dunkler und immer kuriosere Bilder bieten sich mir. Bäume wachsen durch Scheiben und Motorhauben. Einige Autos sind komplett zerlegt oder sind einfach in der Mitte durchgeknickt. Andere sind mit Moos, Büschen und Gräsern überwachsen. Natur und Technik wachsen hier zusammen, wobei es scheint, dass die Natur doch siegreich ist. Das stimmt mich kurzzeitig nachdenklich und ich denke an diverse Endzeitfilme, in denen ganze Städte von der Natur überwuchert werden nach dem Weltuntergang. Wird es so sein, denke ich mir noch, und bin gleich wieder zurück in der Realität als ich auf zwei deutsche Autofans treffe, die genauso wie ich durch das Dickicht streifen auf der Jagd nach guten Fotos. Wir sprechen kurz miteinander und ich bahne mir danach wieder den Weg zur Straße. Als ich dort wieder auf Peter treffe drehen wir noch gemeinsam eine kleine Runde und sitzen kurze Zeit später in einer unversehrten Robbie. Keiner hatte sich an dem Defender zu schaffen gemacht. Innerlich mußte ich schmunzeln über meine abstrusen Gedanken.