Glenn - auf der Suche nach dem Geburtstagswal

Es geht weiter in Richtung Vesterälen. Wieder geht es per Schiff auf die Inselgruppe, als wir in Andenes ankommen ist es lausig kalt und windig. Im Reiseführer hatten wir gelesen, dass man hier Wale beobachten kann. Peter ist gleich Feuer und Flamme, bereits in Russland hatten wir Belugawale gesehen. Mich schreckt noch der Preis ab, den ich im Internet gelesen hatte, aber als wir in Andenes reinfahren, denke ich mir, warum nicht die Gelegenheit nutzten. In einem der Büros der Wahlsafarianbieter buchen wir eine Tour für Samstag. Wir haben die Möglichkeit mit dem Schnellboot zu fahren oder mit einem Kutter. Wir entschieden uns für den kleineren Anbieter, der Fahrten mit dem Schnellboot anbietet und fahren zum nahe gelegenen Campingplatz, da es schön spät ist und wir keinen Bock mehr haben auf Standplatzsuche zu gehen. Am Samstag stehen wir früh auf, machen Robbie schnell fahrbereit uns stehen zeitig im Büro des Anbieters. Da wir die ersten Gäste sind haben wir noch Zeit für einen Kaffee. Um 9:00 geht es dann endlich los. Zunächst bekommen wir ein paar Infos über die Region, die wir mit den Booten anfahren werden. Unser Guide Benjamin erzählt uns über die verschiedenen Wale, die sich in der Region aufhalten und er hofft, dass wir heute Pottwale oder Orcas sehen. Es ist immer noch stürmisch draußen und er weist uns darauf hin, dass die Fahrt recht unruhig werden könnte. Wir müssen Rettungsanzüge anlegen und werden auf die Boote aufgeteilt. Jeweils 12 Teilnehmer gehen in das Schnellboot. Jeder Teilnehmer hat einen eigenen Sitz, der mich mehr an den Sitz eines Bonanza-Fahrrads erinnert. Die Fahrt scheint in diesen Booten spaßig zu werden und ich hoffe innerlich auf heftigen Seegang. Nach dem alle sitzen, fahren wir aus dem Hafengelände, erst noch langsam, aber dann geht es auch schon ab. Der Wind ist heftig, es rappelt und wir fliegen quasi über die Wellen. Einige johlen vor Freunde, andere sind etwas erschrocken. Peter und ich sitzen weiter hinten und wir haben richtig Spaß. Immer wieder knallen wir über die Wellen, werden nass und es weht gewaltig. Ich genieße jeden Sprung und vertraue zu 100%, dass der Kapitän sein Handwerk versteht. So geht es bestimmt eine gefühlte Stunde übers Meer. Eine gute Offroad-Runde zu Wasser. Was braucht der Defender-Fahrer mehr. Nach einer Zeit lässt der Kapitän das Boot langsamer werden, unser Guide versucht über ein Echolot Wale zu orten als plötzlich ein Funkspruch vom zweiten Boot reinkommt, dass sie einen Wal in der Nähe haben. Mit dem Fernglas kann ich das zweite Schnellboot in der Ferne sehen, wir drehen bei und in ruhiger Fahrt geht es in seine Richtung. Wir sind noch nicht ganz da als ein Wal plötzlich in der Nähe auftaucht. Wir können ihn gut erkennen und der Guide erklärt, dass es Glenn ist. Ein 20 Meter langer Pottwal, der sich schon seit 30 Jahren in der Region vor Andenes aufhält und angeblich der bekannteste Pottwal in Europa sei. Man könnte ihn an seiner Fluke erkennen, der sogenannte Fingerabdruck des Wals. Unter anderem ist Glenn auch an seiner Rückenflosse zu erkennen, an der sich eine gelbe Verfärbung erkennen lässt. Er erklärt uns weiter, dass Wale immer wieder für 7-10 Minuten an die Oberfläche kommen, um Sauerstoff aufzunehmen bevor sie wieder abtauchen. Sie können bis zu einer Stunde unter Wasser bleiben. Glenn sei allerdings immer ca. 30 Minuten unter Wasser. Ich sehe noch wie er abtaucht und seine Fluke wunderschön aufstellt. Unsere Kameras klicken in einer Tour. Der Guide erklärt weiter, dass wir nun warten müssen und nach 25 Minuten taucht Glenn wieder auf. Ein herrlicher Anblick, allerdings sieht man immer nur einen Bruchteil des Tiers. Unvorstellbar, dass sich noch gute 20 Meter unterhalb des Wassers befinden. Weiterhin erfahren wir, dass Wale nicht aggressiv sind, selbst Orcas nicht und dass sie ohne Grund keine Boote angreifen oder auch Taucher in Ruhe lassen, da deren Bewegungen nicht ins Beuteschema passen. Ich würde aber trotzdem nicht mit Walen tauchen gehen und bin in diesem Moment froh im Boot zu sitzen. Als Glenn uns ein weiteres Mal seine Fluke zeigt, machen wir uns wieder auf den Rückweg. Das Meer ist ruhig, für mich zu ruhig und ich bin traurig, dass der Sturm nachgelassen hat. Als wir wieder am Hafen ankommen bekommen wir nochmals einen interessanten Vortrag über die Wale und die Geschichte der Region. Sehr spannend und ich bin sehr glücklich über die heutige Tour. Es ist mein Geburtstag und mein Geschenk war also Glenn. Wir fahren weiter an der Küste entlang, stoppen noch kurz am Aurora Spacecenter, der einzigen Forschungsraketenstation in Norwegen und lernen einiges Über die Entstehung der Nordlichter, die es leider nur im Winter zu sehen gibt. Unseren Standplatz für die Geburtstagsparty finden wir in einer kleinen Bucht an einem Strand. Wir bleiben nicht lange allein, 4 junge Russen bauen am Nebentisch ihr Zelt auf uns fragen uns später, ob wir dazukommen wollen. Wir sagen gleich zu und ein lustiger Abend nimmt seinen Gang und wir fühlen uns wieder zurückversetzt nach Russland. Lustigerweise haben wir schon einige Russen in Norwegen getroffen, sogar 2 x mit einem Landy und jedesmal hatten wir jede menge Spaß und einen schönen Kontakt. Es scheint so, dass uns Russland in positiver Hinsicht verfolgt

 

 

In den darauffolgenden Tagen fahren wir weiter südlich in Richtung Lofoten, wir unternehmen noch eine schöne Wanderung auf den Sukkertoppen, von wo wir bei gutem Wetter eine wunderbare Aussicht genießen können. Erst in Melbu setzten wir über auf die Lofoten nach Fiskebøl, da wir uns wieder die Fahrerei außen herum sparen möchten.