Hello Norway - zurück in die bunte Welt

Am nächsten Morgen brechen wir zeitig auf in Richtung Grenze, gute 220 km liegen vor uns und wir wollen es unbedingt noch bis hinter die Grenze schaffen. 

 

Über den Kola-Highway kommen wir der Grenze immer näher und merken dass die Militärpräsenz höher wird. Wir passieren einen Militärposten ca. 120 km vor der Grenze, unsere Pässe werden mit strenger Mine kontrolliert, ich muss mich zurückhalten nicht einen Witz zu machen, innerlich kann ich mir das Grinsen nicht verkneifen. Ich bleibe ernsthaft, unsere Pässe gefallen und wir dürfen passieren, aber unser Landy und das Kennzeichen wird über Funk an einem Kontrollposten durchgegeben. 

 

Wir fahren also nun durch Sperrgebiet, links und rechts fällt uns aber nicht viel auf, als wir plötzlich in einen Ort kommen der Sputnik heißt. Wir schauen auf die Karte, der Ort ist nicht verzeichnet, auch auf maps.me und im Navi ist nichts zu finden. Ein versteckter Ort, sehr spannend, wir fahren immer weiter in den Ort, man könnte uns eigentlich auch schieben, so langsam rollen wir dahin. Unsere Augen sind mehr links und rechts als beim Autofahren. Wir sehen jede Menge militärisches Gerät, das aber tip top in Schuss ist. Kasernen und Soldaten, die in voller Montur an der Straße joggen. Wir können es kaum fassen. Eine Militärstadt und wir rollen hindurch, eine Sekunde lang überlege ich das Handy zu zücken um zu filmen, lasse es dann aber. 

 

Wir nähern uns immer mehr der Grenze und stehen dann irgendwann vor dem russischen Schlagbaum. Der Grenzposten bittet uns das Auto abzustellen und zeigt uns den Weg in die Passkontrolle. Er spricht kein Englisch und ist herrlich „streng“, innerlich muss ich wieder grinsen, ich sehe aber, dass Peters Mundwinkel nach oben gehen. Ich gucke weg, um nicht in einen Lachkrampf zu verfallen und springe aus dem Auto. Als ich die Tür zuschlage und in Richtung Passkontrolle laufe habe ich mich wieder gefangen. Gott sei Dank, ich sage nichts und auch Peter merkt mir nichts an. In der Passkontrolle treffen wir auf zwei Grenzbeamtinnen, die uns gleich freundlich anlächeln und auch einen Witz machen. Die Atmosphäre entspannt sich und sie fragen wie unsere Route war und freuen sich über unsere positive Reaktion über Murmansk. Wir passieren und gehen zurück zum Auto. Der Grenzbeamte fordert uns auf alle Türen zu öffnen, nahezu jedes Eck im Landy wird angeschaut, er will sogar die Kiste auf dem Dach sehen, Peter grinst, steigt auf die Motorhaube, öffnet die Kiste und fordert den Kollegen auf doch hoch zu kommen, da die Kiste fest geschraubt sei. Der Grenzer gibt sich aber keine Blöße und steigt auf den Landy, etwas unbeholfen sieht es aus, ich weise ihn freundlich an, wohin er treten soll, damit er sicher steht.  Innerlich fange ich an zu lachen und habe meine wahre Freude. Wer in die Dachkiste gucken will, muss bei uns klettern können. Aber er ist zufrieden und lässt uns ziehen, nachdem er auch den Medikamenten-Beutel abgenickt hat. Als wir durchs Tor auf die andere Seite fahren sehen wir schon die norwegische Grenze. Wir stoppen wieder an der Schranke. 3 Polizistinnen stehen draußen und wir werden freundlich begrüßt. Als wir in die Passkontrolle kommen, lacht uns die Beamtin im besten Englisch an und heißt uns willkommen zurück im Schengenraum. Wir können uns ein Lachen nicht verkneifen, die Stimmung in der norwegischen Grenze ist ausgelassen, wir witzeln über die russischen Kollegen und erzählen bestimmt 15 Minuten von der Reise nachdem unsere Pässe kurz begutachtet und wie üblich gescannt wurden. Wir gehen wieder raus und das Auto wird wie an der russischen Grenze nochmal inspiziert. Ich stehe schon hinter der Schranke in Norwegen, da nur der Fahrer im Kontrollbereich erlaubt ist. Aber auch draußen haben wir Megaspaß mit den Beamtinnen, sie sind nett und fragen uns nach unserer Reiseroute. Ich hingegen frage neugierig nach ihrem Arbeitsalltag an der Grenze, sie erzählen bereitwillig und auch Robbie darf irgendwann passieren, nachdem sie unsere mitgebrachten Alkoholvorräte und unseren Medikamenten-Beutel auch für gut befunden haben.

 

Die Schranke öffnet sich und es geht weiter nach Kirkenes. Wir fühlen uns wie im Film, nur 100 Meter hinter der russischen Grenze ist wieder alles bunt, wir fühlen uns wie im Phantasialand. Die Innenstadt ist modern, bunt, es gibt intakte Straßen, an jeder Ecke Werbeschilder und wir werden von der Konsumwelt nur so überrollt. Noch eben lebten wir in der Wildnis und jetzt im Himmel. Allerdings holen uns die Preise auch gleich wieder zurück nach Europa. Noch eben kostete der Sprit noch 60 cent, und jetzt will man gar 1,60 für den Liter Diesel haben. Wie bockige kleine Kinder in dreckigen Hosen weigern wir uns und wünschen uns kurz auf die andere Seite der Grenze zurück. 

 

Aber Robbie hat Durst und auch Peter verspürt Hunger. Als wir alle organisatorischen Dinge erledigt haben, steuern wir den örtlichen Campingplatz an. Ich freue mich wieder auf Wasser von oben und auch auf eine Waschmaschine. Unsere Klamotten haben es nach vielen Notwäschen in der Reisewaschmaschine bitter nötig und auch die Bettwäsche schreit nach Erfrischung. 

 

 

So verbringen wir die nächsten 2 Tage auf dem Campingplatz und bringen alles wieder auf Vordermann. Auch Robbie ist der EU Diesel wohl gut bekommen, da sie nicht mehr rumort und keine komischen Gerüchte mehr von sich gibt als wir in Richtung Nordkap aufbrechen.