Saharafeeling auf der Kola-Halbinsel

Wir sind unterwegs auf der Kola-Halbinsel und wollen bis Varzuga fahren bzw. bis Kuzomen, den letzten erreichbaren Ort auf der südlichen Seite der Kola-Halbinsel.Es geht eigentlich nur geradeaus, zunächst auf einer gut geteerten Straße bis Umbau, wo wir nochmals tanken. In einem finnischen Reiseführer hatte ich gelesen, dass dieser Ort für Ausländer gesperrt ist, da er noch heute militärisch genutzt wird. Und tatsächlich erreichen wir kurz vor den Tankstelle ein Schild, das uns den Zutritt zum Ort verweigert. Es ist skurril, aber wir lassen und auf nichts ein und fahren brav links ab, immer in Richtung Varzuga. Die Straße verläuft weiter auf gutem Asphalt. Kurz hinter Umbau entdecken wir einen Strand, den wir mit dem Auto erreichen können und beschließen hier unsere nächste nacht zu verbringen. Wir sind natürlich nicht alleine, auch die Einheimischen nutzen diesen Ort als Bade- und Campingparadies. Wir finden ein schönes Plätzchen und wie immer erzeugen wir Neugier und Interesse. Schnell finden wir Kontakt zur Nachbargruppe und zeigen ihnen unsere Auto und erzählen, was wir vor haben. Im Gegenzug bekommen wir  Fisch zu essen und natürlich auch Wodka und viele lustige Gespräche. Als es Abend wird sind wir wieder alleine, am Horizont kann ich noch eine kleine Gruppe Camper sehen, die uns natürlich auch von Ihrer Neugier getrieben, am nächsten Morgen besuchen. Wir genießen die Zeit und lassen uns nicht treiben. Seit Tagen haben wir nur Sonne und blauen Himmel, wir reisen easy und freuen uns immer wieder über die entspannt Atmosphäre und wunderbare Natureindrücke. Auf unsere Fahrt denken wir, dass es in Kanada vermutlich genauso aussehen muss. Hunderte Kilometer Wald, eine Piste in der Mitte, regelmäßig entdecken wir einen wilden Fluss und denken, was wohl im inneren der Kola-Halbinsel für eine Tierwelt vorzufinden ist. Es soll jede Menge Bären geben und ich denke gerade wieder an unseren Bär von der Autobahn.

 

Am nächsten Morgen setzten wir unsere Reise fort und erreichen am Nachmittag den Ort Verzug, wir stoppen und schauen uns den Ort an. Er wirkt aufgeräumt. Nur wenige Häuser sind verfallen und auch die Gärten sind hübsch anzusehen. Die Kirche ist besonders schön und selbstverständlich schießen wir das obligatorische Foto. In einem kleinen Gemischtwarenladen füllen wir unsere Vorräte auf und verlassen Varzuga auf einer Piste in Richtung Kuzomen. Zunächst ist die Piste gut fahrbar, aber schon bald wird es sandiger als wir uns irgendwann wie in der Sahara fühlen. Völlig skurril, ich hatte das bereits in dem finnischen Reiseführer gelesen, dass es hier die sogenannte Kola-Sahara gibt. Wir sind froh, dass wir mit dem Landy unterwegs sind, es geht durch Wasserlöcher und auch kleinere Verschränkungspassagen als es plötzlich laut neben meinem Ohr knallt. Schnell entdecke ich, dass mir eine Schraube von unserem Hubdach entgegen gekommen ist. Sie war am Kopf gebrochen. Wir wundern uns und kontrollieren gleich, ob es noch mehr Verluste gibt. Alles ist gut und wir fahren in den Ort rein, der uns gleich sympathisch ist. Auch hier scheint die Welt zu funktionieren, alles ist schön hergerichtet und die Männer bereiten schon das Holz vor für den Winter. Der Ort ist von Sandpisten durchzogen. Wir fahren mitten durch und die Menschen winken uns freundlich zu. Offensichtlich sind sie an Touristen aus dem Ausland gewöhnt. Wir haben unseren Spaß und reiten etwas durch die Sahara und beschließen uns etwas entfernt vom Ort an einem Sandstrand niederzulassen. Die Weite beeindruckt uns. Es ist flach und dr Blick geht in die Ferne. Wir sehen einfach nichts und fühlen uns wie in der Steppe. Der Abend verläuft ruhig und wir lassen den tag mit Nudeln ausklingen. Kurz vor dem Zubettgehen stoppt noch ein Jeepfahrer an unserem Auto. Wir kommen mit Vladimir ins Gespräch. Er ist Bauunternehmer aus Murmansk und spricht hervorragendes Englisch. Er erzählt und etwas über die Region und über einige seiner Projekte. Er ist freundlich und lobt unseren Landy. Er habe selbst vor einiger Zeit einem 130 gehabt und habe jetzt noch einen 90iger. Als ein echter Defenderfan, wir lachen und witzeln über unsere Autos. Er wünscht und eine gute Reise und wir kriechen oben ins Hubdach.