Dem Kastenwagen immer hinterher....

Wir reisen weiter in Richtung Estland, ein weiterer Länderpunkt für Robbie. Unser Ziel ist nun Saaremaa, Estlands größte vorgelagerte Insel. Von Riga aus geht es immer weiter nach Norden weg über die Autobahn. Die Verkehrsführung empfinden wir als chaotisch und ungewohnt. Die Straßen laufen übereinander und teilweise geschichtet, so wie man es aus großen amerikanischen Städten kennt. Als wir die erweiterten Stadtgrenzen verlassen flaut der Verkehr ab und wir fahren wieder entspannter ohne LKW-Verkehr und wilde Überholmanöver. Unterwegs nach Saaremaa stoppen wir noch auf 2 gemütlichen Plätzen, wo wirklich gar nichts los ist und man sich eher noch auf die Saison vorbereitet. Es wird gehämmert und instandbesetzt was das Zeug hält. Man kann eh sagen, dass die Plätze hier tip top in Schuss sind und für kleines Geld zu bekommen sind. Wir stehen oft für 8-10 Euro die Nacht. Gleiches hatten wir in Marokko bezahlt, aber für Plätze, die sich teilweise im desolaten Zustand befanden. Estland ist fast zu 48% mit Wald überzogen und das am wenigsten dicht besiedelste Land in Europa. Die meisten Menschen wohnen in Tallinn und in den wenigen größeren Städten. Auf Saaremaa wohnen insgesamt nur 36.000 Menschen. 

Über ausgezeichnete Straßen fahren wir auf die Insel als Peter plötzlich rechts in einen kleinen Weg fährt in Richtung eines kleinen Hafen und trauen unseren Augen nicht als wir dort einen roten Kastenwagen sehen. Wir lachen und können uns kaum mehr einkriegen. Da steht Wolfgang wieder. Es ist doch verhext. Auch Wolfgang muss lachen. Wieder steigen wir aus und reden einige Zeit. Wolfgang erzählt uns über die Highlights der Insel und berichtet uns, dass der einzige Campingplatz recht teuer ist. Peter und ich beschließen deshalb auch frei zu stehen, wollen aber noch eine kleine Tour zu einer nahe gelegenen Ruine fahren und noch einkaufen für den Abend. Wir verabschieden uns von Wolfgang und beschließen später an diesen Platz zurückzukommen. Nach gefahrener Tour und Getränke im Kühlschrank machen wir uns wieder auf dem Weg zum Hafen als Peter noch einmal auf eine Piste abbiegt. Ich bin schon etwas genervt, sage aber nichts und wir stoßen am Ende des Weges auf einen verlassenen Segelhafen mit einem befahrbaren Steg. Wir können’s kaum fassen und beschließen spontan hier zu bleiben. Der genialste Standplatz, in der Sonne und mitten in der Natur und auch noch mit Meerzugang zum Schwimmen. Im Wald entdecke ich ein kleines Holzhäuschen, was sich später als Klo entpuppt und dazu noch sauber ist. Am nächsten Tag lassen wir es locker angehen und starten erst um 11, da es in der Nacht sehr gestürmt hat und ich kaum Schlaf gefunden hatte. 

 

Die Insel gefällt uns so gut, dass wir uns in langsamen 4 Tagen einmal komplett um die Insel arbeiten. Übernachtet wird wie immer frei und über den lokalen Naturverein finden wir viele weitere wunderschöne Plätze, die immer mit Grillplatz und Tisch bzw. Toilette ausgestattet sind. Fast ausschließlich herrlich gelegen am Meer oder an kleinen Seen und oftmals verbunden mit Wanderwegen.

 

Die Tage vergehen wie im Flug, wir finden lost places wie zB. die Ruinen einer alten russischen Raketenbasis. Peter hatte diese anhand von unnatürlichen Strukturen im Navigationssystem entdeckt. Später treffen wir beim off-road Fahren im dichten Gestrüpp noch auf zwei Elche. Leider müssen auch wir die Insel irgendwann verlassen, da es uns nach Tallinn zieht, von wo wir die baltischen Staaten verlassen werden. Ich denke noch an Wolfgang, der sicherlich mittlerweile schon einen guten Vorsprung hat und vermutlich bereits in Finland unterwegs ist. Es war immer wieder schön ihn zu treffen und ein Stück weit gemeinsam zu reisen.