Eine Reise zu starten ist manchmal schwer :-)

Zeit für einen neuen Eintrag, die Reise ist endlich in Richtung Afrika gestartet. Ich sitze gerade auf der Fähre nach Marokko und habe nun fast 3 Tage Zeit, viel Zeit. Aber alles von Anfang an. 

 

Am Montag ging es endlich los. Tief verschneit und laut fluchend über die Kälte haben wir Robbie schon am Sonntag vollständig beladen. Über Nacht hatte es gefühlt einen Meter geschneit. Ich blicke am Sonntag aus dem Fenster und sehe das Auto fast unter Schneemassen begraben. Noch kann ich es nicht glauben, dass wir am Montag Abend in Genua sitzen werden, bei milden Wetter. 10 Grad und Sonne sind angesagt. Ursprünglich hatten wir geplant die 2500 km in Richtung Marokko zu fahren, als Peter am Sonntag früh sagte, dass es eine Fähre hat, die am Montag um 19:30 in Richtung Tanger Med ablegt. Innerhalb ein paar Minuten entschieden wir spontan, dass dies unsere sein wird und ein paar Klicks weiter und 500 Euronen ärmer sind wir auf eine Mittelmeerkreuzfahrt in der Arbeiterklasse gebucht. Das heißt also um 4 h auf stehen und um 4:30 aufsitzen. Es ist verdammt früh als wir München auf der A96 hinter uns lassen. Wir fahren die schnellste Route durch die Schweiz nach Genua. Es ist kalt, aber schon am Bodensee ist kein Futzel Schnee mehr sichtbar. Je südlicher wir kommen wird es auch wärmer. Wir fahren über den St. Berhardino Pass, kurvenreich, aber schneefrei auf die Alpensüdseite. Mir breitet es etwas Unbehagen, da ich es nicht gerade gewohnt bin solche kurvigen Passagen zu fahren, gerade auch weil ich Robbies voll beladenen Zustand in jeder Kurve vermeidlich spüre. Aber ich lasse es ruhig Blut angehen und so langsam gewöhne ich mich daran an das ungewohnte Fahrgefühl. Die Fahrt verläuft locker und wir kommen schon recht früh in Genua an. Wir reihen uns nachdem wir die Polizeikontrolle an der Hafeneinfahrt passiert haben auf den Verladeplatz vor dem Fährableger ein und stellen Robbie ab. Es haben sich schon jede Menge Marokkaner und Afrikaner mit Ihren Fahrzeugen eigefunden. Die Autos sind bis unters Dach mit Zeug geladen. Sogar die Dächer sind hoch beladen, es sieht lustig aus. Die meist kleinen französischen Autos verwandeln sich in regelrechte Lastenesel. Typisch Afrika, alles wird bis zum Anschlag ausgenutzt. Jede Lücke an Platz. Wir schmunzeln und lachen über unsere Bedenken beim Thema Dachlast und sichere Beladung unseres Defenders. 

 

Es ist sonnig, aber es weht ein frischer Wind. Peter und ich beschließen noch etwas im Hafen rumzulaufen. Das Hafengelände ist lausig und so hangeln wir uns gelangweilt durch den Tag bis es dann endlich mit Verspätung in Genua los geht. Die Fähre von GNV, einer Italienischen Reederei, ist ein alter Kahn, aber die Kabine ist recht gemütlich und halbwegs erträglich sauber. Gute 2,5 Tage werden wir mit einem Zwischenstop in Barcelona übers Mittelmeer schippern. Die Fahr verläuft einigermaßen ruhig, nur einige Male kämpfe ich bei etwas Seegang mit leichter Übelkeit, aber alles hab so wild. Immer wieder verlassen wir unsere Kabine und holen uns unseren Americano und machen Rundgänge. Gefühlt sind wir die einzigen Europäer, neben ein paar Offroad-Touristen, Womo-Rentnern, ist die Fähre fest in afrikanischer Hand. Irgendwie witzig, sogar das Entertainment ist gemacht für die arabischen Mitreisenden. Am Speisedeck spielt am Abend eine arabische Life-Combo auf und trällert die neuesten Songs. Definitiv für unsere Ohren arg gewöhnungsbedürftig, da alles viel zu laut und völlig übersteuert mit Playback untermalt wird. Ich würde es durchaus auch als wildes Gejaule titulieren, wobei wir guter arabischer Musik durch unsere Reise in den Iran nicht abgeneigt sind. Wir amüsieren uns gewaltig, genauso wie die 6 Mercedes G-Fahrer aus Stuttgart, mit denen wir uns bereits im Hafen angefreundet hatten. Wir treffen auch noch auf andere Reisende wie Evelyn und Christian, die Krawalldackel aus Österreich, ein Offroadveranstalter, den wir schon vom OTA Festival kennen. Sie sind mit ihrem LKW unterwegs und fahren eine ähnliche Runde wie wir.

 

Wir kommen am Mittwoch Nacht um ca. 22:30 an und es dauert auch noch eine Zeit bis wir von der Fähre fahren. Wir sitzen schon alle in unseren Autos als es plötzlich los geht und gefühlt alle als Erstes rausfahren wollen. Die G s drängeln sich schön in die Lücken und sind uns etwas voraus als auch Peter zum Zuge kommt und forsch anfährt und wir uns so einen guten Slot erkämpfen könne. Ein lustiges Spielchen, aber ohne Hirn und Sinn. Willkommen in Marokko, die Spiele haben begonnen. Rück zuck geht es zur Zollabfertigung. Da Peter und ich schon im Schiff unsere Visa bekommen hatten, braucht jetzt noch Robbie Ihre Einreiseerlaubnis. Geduldig stellen wir uns in die Reihen wie alle andren. Wir sehen wie die Schlepper von Auto zu Auto springen und versuchen Ihre Hilfe beim Ausfüllen des Visums zu helfen. Wir können zwar kein Französisch, aber ich trage einfach Robbies Daten auf den Zettel ein, in der Hoffnung, dass es passt. Mut zur Lücke. Wir bleiben cool und sie verlieren offensichtlich gleich das Interesse. Später erfahren wir von den andren Offroad-Fahrzeugen ähnliche Erfahrungen, dass die Schlepper gleich abgelassen haben. Hingegen berichten uns einige Womo-Fahrer, dass sie arg genervt wurden. Scheint System zu haben das Ganze. Das Procedere in Tanger Med dauert für uns ca. 1,5 h und wir dürfen auch Robbie mitnehmen. Alles easy peasy und wir nächtigen gleich wie im Facebook Forum empfohlen am großen Parkplatz an den Wechselbuden im Hafen. 

 

Am nächsten Tag lassen wir es locker angehen, quatschen noch mit Mitreisenden, die auch dort genächtigt haben. Ein bunter Haufen. Wir mit black Robbie, ein liebenswert schrulliges österreichisches Rentner-Paar im umgebauten 130iger, 2 nette Womo-Paare aus der Schweiz und ein bayerischer LKW-Nomade, den wir schon von diversen Festivals kennen. Gegen 11.00 ziehen wir alle unsere Wege. Peter und ich fahren eine schöne Bergroute bis Chefchouan über Tetuan, eine schöne Stadt mit spanischem Flair. Leider gelingt es uns nicht in Tetuan wie geplant auszusteigen, da wir ums Verrecken keinen Parkplatz für Robbie finden. So dreschen wir mitten durch die City ins marokkanische Verkehrsgewusel. Ist lustig und wir erhaschen schöne Blicke auf das Leben in der Stadt. Schade drum, aber wir starten weiter durch an der Küste entlang in Richtig 1. Stop, Chefchouon. Wir folgen einer gut ausgebauten Straße durch das fruchtbare Rifgebirge, berüchtigt für den Drogenhandel und es wird empfohlen nach Dunkelheit nicht mehr dort zu fahren, da das Haschisch aus den Bergen zur Küste transportiert wird. Uns kümmert das wenig und wir folgen einer wunderschönen Route durch eine beeindruckende bergige Landschaft. Halten hier und da mal an, um zu pausieren und zu genießen. 

 

Zeitig kommen wir auf dem Campingplatz in Chefchouan an und bauen auf und begeben uns auf eine Runde durch die Stadt, die bekannt ist für die blauen Häuser in der Medina, ein Weltkulturerbe. Allerdings ist es Donnerstag und wir bleiben irgendwie am Marktplatz stecken und schlängeln durch mit den Locals durch die Gassen. Links und rechtes preisen die Händler ihre Waren an. Von Gemüse bis Chinaplagiate gibt es alles zu kaufen. Wir kaufen eine Sim Karte und noch etwas Minze für den Tee…und ich merke schon wie mir Hals kratzt, dem aber nicht viel Beachtung schenke. Als wir wieder in Richtung Camping laufen merke ich, das es mir schlagartig zunehmend schlechter geht. Auch Peter scheint Probleme zu haben. Wir beließen früh zu Bett zu gehen. 

 

In der Nacht bricht plötzlich die Hölle über uns ein, hohes Fieber bis auf 38.9, schwerer Husten und Gliederschmerzen. Die Nacht ist der reiste Horror. Das volle Programm. Wir könnten beide Heulen vor Schmerzen. Am nächsten Tag keine Besserung, wir kämpfen mit Fieberschüben und Schüttelfrost, können uns kaum auf den Beinen halten. Peter recherchiert kurz im Internet, dass es sich hier nur um den Yamgato Influenzia Virus handeln kann, der momentan in Europa seine Runde dreht. Vermutlich eingefangen über die Klimaanlage auf dem Schiff. So hängen wir fest bis heute Montag, den 26.2….von Marokko noch nicht wirklich viel gesehen und nur aus dem Bett an Robbies Hubdach gestarrt. Erst am Nachmittag scheint sich Besserung einzustellen, das Fieber sinkt, die Laune steigt, aber der Himmel über uns zieht sich zu und wir sitzen nun im Dauerregen, der für die nächsten 2 Tage angesagt ist. Es ist zum Schreien. Reise mit Hinternissen. Wer hat uns nur verhext, denke ich mir gerade und muss schmunzeln. Jetzt fehlt nur noch 3 Meter Schnee, ich mag nichts heraufbeschwören, aber man macht es uns nicht leicht. Aber das Leben ist ja kein Ponyhof. 

 

Wir beschließen aber unsere Tour nun stark abzuändern und pfeifen auf die Berge, von dem wir momentan mehr als die Nase gestrichen voll haben….wir wollen Wüste, Hitze, Sand, kurze Hosen….zumindest für eine gewisse Zeit, bis es uns dort dann wieder zu warm geworden ist….es bleibt also  immer spannend und kommt nie so wie man denkt…stay tuned with us.

 

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