Abschied, aber die Sonne geht immer wieder auf

....es ist 6:39, mein Handy klingelt mich aus dem Schlaf, ich schrecke hoch und weiß gleich was los ist....

 

Schon seit vielen Jahren ist mein Papa schwer erkrankt und es war absehbar, dass er gehen wird. Schon nach Weihnachten als ich mich von ihm verabschiedet hatte, wußte ich, dass wir uns erst hinter der Regenbogenbrücke wieder sehen werden und er mich dort dann abholen wird. Ich hatte ihn schon früh in unsere Reisepläne eingeweiht, er bestärkte mich immer wieder genau das jetzt zu tun und das Schicksal anzunehmen. Er sagte mir noch, "lebe jetzt und warte nie auf etwas, Du weiß nie wie es kommt und irgendwann kannst Du nicht mehr losziehen. Du fährst jetzt am 23.1. wie geplant, ich werde Dir einen Brief schreiben mit Tipps für die Reise"

Daraufhin hatte ich beschlossen auch am 23.1. definitiv zu starten, obwohl ich wußte, dass er auf seine letzte Reise geht, bevor wir auf die Fähre nach Afrika fahren. Ich hatte es ihm fest versprochen, ....man wartet nicht auf den Tod, sondern nimmt das Schicksal an wie es kommt.

 

Es traf mich wie ein Schlag, mit einmal war ich hellwach. Das war also der Anruf vor dem ich immer so viel Angst hatte, weil ich nicht wußte, wie ich reagieren würde. Würde ich zusammenbrechen, würde ich alle Pläne über Board werfen. Die letzten Monate waren nicht einfach gewesen. Ich brauchte zwar einige Zeit um die Fassung wieder zu erlangen, aber ich beruhigte mich und fing an das Auto abfahrbereit zu machen. Ablenkung half. Auf der Rückfahrt nach Deutschland erinnerte ich mich an die vielen Reisen, von denen Papa immer erzählt hatte. Er war ein Weltenbummler vor dem Herrn. An Weihnachten erzählte er mir noch, dass er mit 16 nach Marokko getrampt sei, mit 50 DM in der Tasche. Später fuhr er mit dem LKW nach Russland und tingelte während seiner Krankheit 6 Wochen durch Südamerika. Er hatte die ganze Welt bereist, teilweise uns auch mitgenommen, ...danke Papi, dass Du mir diesen Virus vererbt hast....deshalb gab es auch keinen Grund jetzt an unserem Plan zu rütteln. Ich werde ihm eine TrailPunkz-Visitenkarte mit unseren Telefonnummern als Erinnerung mit ins Grab geben, die wir für die Reise angefertigt hatten. 

 

Meine Gedanken aufzuschreiben lenkt ab, es ist gerade nicht leicht und die nächsten Tagen werden nicht wirklich Freude machen, aber sie gehören zum Leben dazu und auch das ist ein Teil unserer Tour, mit dem wir von Anfang an gerechnet hatten....aber wir werden dann zu einem anderen Zeitpunkt auf die Fähre nach Marokko gehen, sehr bald sogar.....denn die Sonne geht auch immer wieder auf. Bis dahin klinken wir uns aus, um Ruhe zu finden...

 

RIP Papi, gute Reise und pass auf uns auf, wenn Du von da oben siehst, dass etwas gewaltig schief läuft!.....stay tuned with us.

 

 

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